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Wer liest eigentlich Liebesromane vom Kiosk?

Geht es um Liebesromane, muss ich zuallererst an einen Kiosk in Berlin Wannsee denken. Da gibt es einen riesigen (Buch…) Ständer, auf dem sich Heftchen mit bunten Bildern schichten. Mir ist ehrlich gesagt der Name des publizierenden Verlages entfallen, aber ihr wisst schon, was ich meine. „Wo die Liebe hinbläst“, „Stürmische Reagenzien bei Vollmondnacht“ und solche Titel.

Auf dem Coverblatt ist stets eine lockige Frau zu sehen, die sich irgendwelchen Verehrern in die Arme wirft oder verlassen am Fenster eben jenen hinterhertrauert. Der Kiosk in Wannsee profitiert offensichtlich vom Verkauf der Dinger, weil der (Buch. Harr.) Ständer den strategisch wichtigsten Stehplatz bekommen hat – noch vor den Zeitungen!

Woran liegt das? Schlägt man eins dieser Machwerke auf, dann ist es schwierig, sie zu Ende zu lesen. Echten Sex gibts da selten und wenn, dann ist der Besuch einer x-beliebigen Seite für Erotikstories im Internet spannender und vor allem umsonst. Von der Machart her zitieren die Autoren gerne Englische Bücher wie die grandiose Vorlage für den Film Abbitte oder eben Sinn und Sinnlichkeit, aber so schlecht, dass sich der Vergleich mit Rosamunde Pilcher Filmen gnadenlos aufdrängt.

Ich denke, dass die „Romane“ gelesen werden, weil sie runtergehen wie Butter. Man kann im Wartezimmer sitzen und das Zeug lesen, man kann im Zug sitzen und das Zeug lesen, im Bett liegend sollen sie eine ganz besonders anheimelnde Wirkung haben. Für mich ist das nichts, da sind ja Handyspiele spannender.

Vielleicht sollte die Überschrift hier besser „Liebesgroschenromane“ heißen, damit keine Verwechslung zu wirklich guten Liebesromanen auftritt, die gibt es nämlich auch! Mal sehen, ob ich da in nächster Zeit welche finde, Kamasutra hab ich schon gelesen.